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Lebenswege und neue Anfänge: Obdachlos

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Er schlief unter einer Brücke

Als ich eineinhalb Jahre alt war, nahm mich das Jugendamt aus meiner Familie. Mein Vater schlug meine MuƩer, wenn er betrunken war. Ich kam in eine Pflegefamilie. Da haƩe ich ein ziemlich gu- tes Leben. Die Pflegeeltern hörten mir zu und kümmerten sich um mich, wenn es mir schlecht- ging. Meine MuƩer sah ich einmal im Monat. Aber mit 17 wollte ich dem normalen Familien-

leben mit meiner MuƩer und meinem jüngeren Bruder noch mal eine Chance geben. Mein Vater war damals schon lange tot. Meine Pflegeeltern hielten meine Entscheidung für falsch. Trotzdem ging ich. Nach Hauptschulabschluss und Berufs- fachschule zog ich ganz in die Nähe meiner Mut- ter, in ein betreutes Wohnprojekt in Braunschweig.

Mit dem neuen Mann meiner Mutter gab es Probleme

Mit ihr selbst hat das enge Zusammenleben ganz gut funkƟoniert, mit meinem Bruder sehr gut. Aber mit dem neuen Mann meiner MuƩer gab es Probleme. Ich glaube, er war eifersüchƟg, wenn meine MuƩer mir was schenkte oder wenn ich sie mal umarmte. Wir haƩen auch poliƟsch ganz verschiedene Ansichten. Wir konnten uns aber nicht aus dem Weg gehen, da ich wegen meines Bruders oŌ da war. Er hat als Kind Leukämie ge- habt und ist seit einer Knochenmarkspende kör- perbehindert und untergewichƟg. Er isst ungern. Nur was ich kochte, schmeckte ihm. Also kochte

ich oŌ für ihn. Ansonsten jobbte ich gelegentlich. Dann wurden die Auseinandersetzungen mit dem Freund meiner MuƩer so extrem, dass ich es dort nicht mehr aushielt. Zurück zu meinen Pflegeeltern wollte ichnicht, dafürwar ich zu stolz. Alsopackte ich meine Sachen und trampte nach Freiburg, da kannte ich ein paar Leute. In Freiburg habe ich ein Dreivier- teljahr PlaƩe gemacht. Zusammen mit einem Kum- pel schlief ich auf alten Matratzen unter einer Eisen- bahnbrücke. Das ging auch im Winter ganz gut, nur abends, wenn ich in den Schlafsack kroch, dauerte es manchmal über eine Stunde, bis ich warmwurde.

© nat verlag 2015

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