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Lebenswege und neue Anfänge: Führerschein
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fahr gebracht. Ich entschuldigte mich bei Marie und fuhr von da an nur noch bis zum nächsten Su- permarkt, um Wasserkisten und Wein zu kaufen.
Senioren 5000 Euro im Jahr für Reparaturen am Auto und Kfz-Versicherungen ausgeben, obwohl sie kaum noch fahren. Genau wie ich. Mensch, dachte ich, mit 5000 Euro kann ich mich doch auch bequem in ein Taxi setzen und spare noch Geld!
Dann erfuhr ich aus dem Fernsehen, dass viele
Jetzt muss ich mich nicht mehr um Winterreifen und Batterien kümmern
Meine Enkel versprachen mir, mich auf dem Bei- fahrersitz mit nach Samsö zu nehmen. Sie sagten: Opa, einer von uns fährt doch eigentlich immer nach Samsö und holt dich einfach ab! Und als kurz darauf die alte Karre meiner Enkelin Pia kapuƩging, schenkte ich ihr meinen schönen Wagen. Sie freu- te sich so. Als sie damit davonfuhr, machte ich ein letztes Foto. Ich habe den Abschied lange hinausge- zögert. Am Ende fiel er mir leichter als befürchtet. Heute vermisse ich nichts. Ich bin froh, dass ich mich nicht mehr um Winterreifen und funkƟ- onstüchƟge BaƩerien kümmern muss. Ich habe mir ein City-Bike mit Acht-Gang-Schaltung ge- kauŌ und ein SammelƟcket im Sechserblock, mit dem ich sechs mal 120 Minuten am Stück Bus
fahren kann. Zum Einkaufen fahre ich mit dem Rad, und wenn ich Freunde oder Enkel besu- che, nehme ich den Bus oder gönne mir ein Taxi. Neulich beobachtete ich, wie sich eine 90-Jährige mühsam mit Gehhilfe hinter das Steuer setzte. So etwas ist purer Leichtsinn! Wer nicht mehr laufen kann, sollte auch nicht Auto fahren. Man ermü- det im Alter schneller, die Sehfähigkeit lässt nach, und der Schulterblick fällt schwer. Jetzt habe ich meinem Schwiegersohn, der ist 70, die Nachschu- lung empfohlen. So verrückt, wie die Leute heu- te auf der Straße unterwegs sind, sollte man sich selbst rechtzeiƟg aus dem Verkehr ziehen. Gut, dass meine Enkel nicht lockergelassen haben.
© nat verlag 2015
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