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Engagement für eine bessere Welt: Krista Donaldson, Beinprothese

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Krista Donaldson: Beinprothese

Krista Donaldson, 40, aus Nova ScoƟa in Kanada promovierte an der Stanford University in Kalifor- nien und lebt mit Mann und zwei Kindern in San Francisco. Die Ingenieurin und Chefin von D-Rev, einer gemeinnützigen Firma für Produktdesign im Silicon Valley, schaŏe es 2011 unter die „40 Under 40“ – Frauen unter 40, deren kluge Ideen die Welt verbessern.

Im schlichten grauen Kleid und mit offenem Haar steht Krista Donaldson auf der Bühne. Sie wirkt opƟmisƟsch, als sie im Dezember 2013 in San Francisco auf einer TED-Konferenz spricht. Auf den TED-Talks stellen WissenschaŌler und AkƟvisten zukunŌsweisende Ideen und Projek- te weltweit vor. Donaldson beschreibt in ihrer Rede eine Beinprothese, die tausenden miƩello- sen Menschen, denen ein Bein ampuƟert wurde, den Alltag erleichtern kann und ihre Eigenstän- digkeit stärkt. „Zwar gibt es in der Technik viele FortschriƩe“, sagt sie, „aber oŌ erreicht sie nicht diejenigen, die sie am dringlichsten brauchen.“ Das will Krista Donaldson als GeschäŌsführerin von D-Rev (kurz für Design RevoluƟon), einer 2007 im Silicon Valley gegründeten gemeinnützigen Organi- saƟon, ändern. Zusammenmit ihremTeamentwarf sie das „ReMoƟon Knee“, eine hochentwickelte Beinprothese mit Kniegelenk, das in seiner Beweg- lichkeit dem menschlichen ähnlich ist. GeferƟgt wurde der Beinersatz für Menschen in Entwick- lungs- und Schwellenländern, die oŌ mit weniger als vier Dollar am Tag auskommen müssen. Moder- ne, hochwerƟge Prothesen kosten normalerwei- se mindestens 1400 Dollar – für 80 Prozent aller OberschenkelampuƟerten weltweit unbezahlbar. Das „ReMoƟon Knee“ funkƟoniert ähnlich wie die teuren Geräte – kostet aber durch ein effek- Ɵveres und preiswerteres Herstellungsverfahren lediglich 80 Dollar. Menschen, die durch Verkehrs-

unfälle oder Landminen ein Bein verloren haben und sich kaum fortbewegen, geschweige denn ar- beiten können, gibt Donaldson damit eine ZukunŌ. Die Herstellung einer Prothese kompleƩ neu zu den- ken erfordert viel technisches Know-how und prak- Ɵsche Erfahrung. Von beidem hat Donaldson reich- lich. Die 40-Jährige hat zwei Masterabschlüsse und einen Doktor in Ingenieurswesen und Produktde- sign. In Kenia entwickelte sie Bewässerungssysteme für Kleinbauern. Im Irak arbeitete sie für das US-Au- ßenministeriumamWiederauĩaudes Stromnetzes. Arbeit muss für die Ingenieurin Sinn machen: „Als ich StudenƟn war, sollte ich während eines PrakƟ- kums VenƟlatoren testen und einen Weg finden, sie leiser zu machen“ erinnert sie sich, „Eine Technik, von der allewussten, dass sie inwenigen Jahren voll- kommen überholt sein würde.“ Danach habe sie nie wieder Energie in etwas Nutzloses stecken wollen. Das „ReMoƟon Knee“ wird bereits von gut 5500 Menschen in zwölf Ländern getragen. Auch von Prinima. Die junge Inderin haƩe nach ihrem Beinverlust keine Chance mehr, zur Uni zu kom- men, und musste ihr Technikstudium abbrechen. Mit Krista Donaldsons Prothese kam sie wie- der auf die Beine – und konnte weiterstudieren. „Für mich repräsenƟert Prinima eine neue Genera- Ɵon von Ingenieurinnen“, sagt Donaldson, „Frauen, die Probleme so lösen, dass möglichst viele Men- schen von neuer Technologie profiƟeren können.“ Dass sie selbst eine dieser Frauen ist, sagt sie nicht.

© nat verlag 2015

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