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Engagement für eine bessere Welt: Miriam Schwartz, Tatkräftig

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Miriam Schwartz: TatkräŌig

Miriam Schwartz, 29, bietet Freiwilligen, die keine Zeit für regelmäßiges Engagement haben, die Möglichkeit zu Kurzzeit-Einsätzen. Das überzeugt vor allem junge Menschen: 80 Prozent der Ehren- amtlichen bei „tatkräŌig“ sind unter 45, die HälŌe unter 30 Jahre alt.

„Komm, das schaffst du“, sagt die junge Frau zu dem Mädchen. Das Kind kann seine Bewegungen nur mit Mühe koordinieren, aber es strahlt und versucht, den Becher zum Mund zu führen. Miriam Schwartz freut sich. Die Leiterin des Vereins „tatkräŌig – Hän- de für Hamburg“ betreut an diesem Samstag eine Party in einem Hamburger Heim für behinderte Kin- der. Sie begleitet sechs Freundinnen und Freunde, die gemeinsam eine gute Tat vollbringen wollten und sich darum an „tatkräŌig“ gewendet haben. Denn der Verein bietet ein ungewöhnliches Konzept für ehrenamtliche Hilfe an: Gruppen von Freiwilli- gen melden sich dort mit Termin- und Projektwün- schen, geben an, ob sie mit Senioren einen Ausflug machen oder basteln möchten, ein Sommerfest mit schwer erziehbaren Jugendlichen veranstal- ten oder Räume in einem Kindergarten tapezieren wollen. Miriam Schwartz und ihr Team vermiƩeln dann den Kontakt zu den gemeinnützigen Organi- saƟonen und bereiten den Einsatz für einen Tag vor. Vor allem jüngere Menschen fühlen sich von dem Konzept, das keine Verpflichtung auf Dauer fordert, angesprochen. „Sie wollen etwas Sinnvolles tun, ha- ben aber wenig Zeit. Und die sozialen Einrichtungen freuen sich, wenn eine Truppe Freiwilliger für einen Tag bei ihnen mit anpackt“, sagt Miriam Schwartz. Die 29-Jährige ist als Älteste von drei Geschwistern in einem Dorf bei Braunschweig aufgewachsen. In

ihrem Elternhaus gehörte ehrenamtliche Arbeit in der Kirchengemeinde zum Alltag. „Unser ganzes Leben war von Engagement geprägt. Ich fand das toll.“ Nach dem Abitur ging sie für ein Jahr nach Kanada und arbeitete mit Menschen mit Behinde- rung. Eine tolle Zeit für sie. „Danach wusste ich: Ich will einen Job, bei dem ich mein OrganisaƟons- talent und soziales Engagement verbinden kann.“ Miriam Schwartz studierte Nonprofit-Management und suchte nach einer passenden Idee für die Pra- xis. In den Niederlanden wurde sie fündig: von der Freiwilligen-OrganisaƟon „SƟchƟng Present“ über- nahm sie das Konzept „ein Team, ein Tag, ein Ziel“ und beschloss, es nach Deutschland zu bringen. Inzwischen arbeiten außer ihr fünf weitere Män- ner und Frauen im Team, größtenteils ehrenamt- lich. Einer davon ist ihr Mann, der im Hauptberuf in der Werbebranche täƟg ist. Finanziert wird die Arbeit des Vereins aus Spenden. 300 Ehrenamt- liche und 50 gemeinnützige Projekte konnten in- nerhalb der rund zwei Jahre seit der Vereinsgrün- dung „gematcht“ werden, Tendenz steigend. Auch die Nachfrage in anderen Teilen Deutschlands wächst. Jetzt will „tatkräŌig“ das Modell in wei- teren Städten anbieten, ein Handbuch ist in Ar- beit – „damit das Konzept nicht verwässert wird“, sagt die Gründerin. Denn sie ist sich sicher, dass viele Menschen genau so ein Angebot suchen.

© nat verlag 2015

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