Lexikalisch-semantische Störungen - Begleittext

Therapeutische Indikation

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THERAPEUTISCHE INDIKATION Der vorliegende Teil 1 der "Materialien zu einer neurolinguistischen Aphasie- therapie" ist angelegt auf die Behand- lung lexikalisch-semantischer Störun- gen unterschiedlichen Schweregrads, die in Form von Wortspeicher- oder Wortfindungsstörungen im Rahmen der verschiedenen klinischen Syndrome vorkommen können. Die Orientierung unseres Therapiematerials ist demnach nicht in erster Linie syndromgeleitet, sondern störungsspezifisch. Das Mate- rial ist einsetzbar bei allen Patienten, bei denen - z.B. mithilfe des Aachener Aphasietests - Störungen in der seman- tischen Struktur der Spontansprache, semantische Paraphasien oder Wort- findungsstörungen im Benennen oder im Beschreiben von Situationsbildern oder rezeptive semantische Störungen im Laut- oder Schriftsprachverständnis festgestellt wurden. THEORETISCHER HINTERGRUND Eine neurolinguistisch ausgerichtete Therapie aphasischer Störungen geht von der grundlegenden Annahme aus, daß die Auffälligkeiten und Beein- trächtigungen im Sprachverhalten der Patienten unmittelbar auf Läsionen oder Funktionsstörungen im System der neuronalen Strukturen bzw. Pro- zesse des Gehirns zurückgeführt wer- den können. Dieser hochkomplexe Zu- sammenhang zwischen Hirnstrukturen und Sprachverhalten bildet auch den Erklärungsrahmen für die lexikalisch- semantischen Defizite in der aphasi- schen Sprachproduktion oder - wahrnehmung, wie sie unter klinischer

Das Material ist bei Globalen Aphasien, bei denen schwere rezeptive und pro- duktive Störungen vorliegen, ebenso verwendbar wie bei allen Formen und Schweregraden von Wernicke- Aphasien, bei Broca-Aphasie mit Wort- speicher- oder Wortfindungsstörungen ebenso wie bei amnestischen oder "leichten" nichtklassifizierbaren seman- tischen Störungen. Entscheidend ist die dem Syndrom und dem individuellen Störungsbild bzw. -verlauf angepaßte Auswahl, Kombination und Verwen- dung des vorliegenden Materials. Bei vielen Patienten wird es darüber hinaus indiziert sein, weitere Störungs- schwerpunkte zusätzlich mit anderem Material anzugehen, sei es nun parallel oder vor- bzw. nachgeschaltet zur Be- handlung mithilfe der vorliegenden Ar- beitsblätter. Beobachtung, z.B. mithilfe des AAT, ermittelt werden. Es gibt also bestimmte Strukturen und Prozesse im Gehirn, die auf die Re- präsentation semantischen Wissens bzw. die Berechnung semantischer Re- lationen spezialisiert sind. Störungen innerhalb dieses neuronalen Systems führen direkt zum Verlust bzw. zur Fehlverarbeitung dieser Informationen über sprachliche Bedeutung, was dann im aktuellen aphasischen Sprachver- halten z.B. als semantische Paraphasie manifest wird.

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